AULA-Projekt 2030

Das Auenband der Weißen Elster

(wurde vor einigen umbenannt in das Auenband der Weißen Elster)

AULA

Außerdem hat NuKLA  die “Arbeitsgemeinschaft zur Erarbeitung einer möglichen UNESCO-Bewerbung für den Leipziger Auwald und Umgebung” ins Leben gerufen, um mit Fachleuten, Naturschützern und anderen am Auwald Interessierten darüber zu beraten, was notwendig für den weiteren Schutz des Leipziger Auwaldes und angrenzender Auenökosysteme ist und wie sich das realisieren lässt.

Aus dieser AG erwuchs im Herbst 2017 das NuKLA-S.A.M. Sächsiche Aueninstitit für Mitteldeutschland, dieser Name erschien zu sperrig, weswegen der neue Name “Aueninstitut Lebendige Flüsse” lautet, mit derem Leiter Prof. Dr. Bernd Gerken.

UNESCO wurde ursprünglich als Überschrift gewählt, weil die Belange des Naturschutzes und einer auch ökologisch nachhaltigen Entwicklung der Region in Politik und öffentlichem Bewusstsein bis dato keine angemessen zentrale Rolle spielen. Wir möchten, bezogen auf diese, auch für nachfolgende Generationen existentiell wichtigen Themen einen Bewusstseinswandel erreichen: Auenlandschaften sind kostbare Refugien der Biodiversität und deshalb von außerordentlicher Bedeutung. Die Wiederherstellung des Leipziger Auwaldes als lebendiges, einem dynamischen Wasserregime unterliegenden Auenökosystem mit den zahllosen, auf diese speziellen Lebensbedingungen angewiesenen geschützten und z.T. vom Aussterben bedrohten Tier- und Pflanzenarten wäre daher von immenser Bedeutung weit über die Stadtgrenzen hinaus. Die seit 80 Jahren durch fehlendes Wasser schleichend stattfindenden ökologischen Entwertung kann nur durch umfassende Maßnahmen der Renaturierung und Revitalisierung gestoppt werden, um wieder lebendige Auenökosysteme als bedeutsame Lebensorte mit besonders hoher biologischer Vielfalt entstehen zu lassen. Die engagierten Naturschützer haben einige Erfolge vorzuweisen, doch dem drohenden Verlust der auentypischen Artenvielfalt konnten sie alle bisher nicht substantiell Einhalt gebieten, manchen dramatischen Eingriff nicht verhindern. Um das Anliegen, Verbesserung des Auwaldschutzes (auf Teilgebieten des Leipziger Auwaldes liegen die höchsten Schutzbestimmungen wie FFH, SPA, NSG, was trotzdem bis dato nicht dafür sorgen konnte, dass immer im Sinn der damit einhergehenden Bestimmungen verfahren wird) in die Öffentlichkeit zu tragen, ist eine überzeugende Leitidee für eine nachhaltige und naturverträgliche Entwicklung der Region notwendig. Derzeit werden Wassertourismus, Motorbootverkehr und Vergnügungsparks als erstrebenswert betrachtet; der Schutz der in Auenökosystemen in außerordentlichem Maße vorkommenden Artenvielfalt wird regelmäßig Wirtschaftsinteressen untergeordnet. Wir wollen das ändern.

Unser Ansatz ist die Idee eines Großen Naturschutzprojektes für die Auengebiete von Zeitz bis Halle/ Saale mit dem einzigartigen urbanen Leipziger Auwald und einem renaturierten Leipziger Gewässerknoten als Kern. Wir wollen erreichen, dass unsere Bemühungen zum Schutz dieser wertvollen, von hoher Biodiversität geprägten Lebensräume breiten Rückhalt finden in Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Vereinen und bei den Bürgern.

Ein lebendiges Auenökosystem benötigt hydrologische Dynamik: schwankende Grundwasserspiegel, unregelmäßige Überflutungen sowie durch starke Strömung verursachte Substratumlagerungen und die ständige Neuentstehung von Prallhängen, Sandbänken und Kolken. Dem Leipziger Auwald fehlt das seit mehr als 80 Jahren. Tagebaufolgen, Flussverlegungen, Sohlabsenkungen und technischer Hochwasserschutz zerstören die Lebensgrundlage des Leipziger Auwaldes. Das Projekt Lebendige Luppe der Stadt Leipzig ist ein wichtiger erster Schritt in die richtige Richtung, das ist offensichtlich. Genauso offensichtlich ist aber auch, dass die erhoffte Wirkung eines so begrenzten Projektes gleichfalls nur sehr begrenzt sein kann. Und so könnte DIE VISION eine ganz andere sein: Wiederherstellung der natürlichen Flussläufe in großen Teilen des Leipziger Auwalds, Renaturierung von Pleiße, Weißer Elster (mit der Batschke und dem Hundewasser) sowie weiteren alten Luppeläufen und damit Revitalisierung des einmaligen urbanen Auenökosystems aus Flüssen, Auenwäldern, Auenwiesen und naturnahen Parkanlagen. Auch Fließgewässer 1. Ordnung, die in die Zuständigkeit der Landestalsperrenverwaltung fallen, sind hier einzubeziehen: Hochwasserschutz – sofern nicht nur rein technisch und damit nach heutigem wissenschaftlichen Sachverstand völlig veraltet betrieben – und Auenschutz gehören zusammen. Und, auch diese Erkenntnis beginnt langsam, sich im Bewusstsein der Menschen Bahn zu brechen: Intakte Flussauen haben einen bezifferbaren, zukünftig immer wichtiger werdenden (volks-)wirtschaftlichen Wert, den es bei allen Kosten-Nutzen-Rechnungen zu berücksichtigen und am Ende zu erhalten gilt.

Die Stadt Leipzig, als Verwalterin des den Leipziger BürgerInnen gehörenden Leipziger Auenökosystems, könnte hier ganz Großes, Beispielhaftes leisten. Über Ländergrenzen hinaus könnte durch die Wiederherstellung der wertvollen Flussauen natürliches und kulturelles Erbe bewahrt oder neu geschaffen werden. Die Renaturierung wäre mit dem reichen kulturellen Erbe der Region in dieser Komplexität in Deutschland einmalig und eine ökologisch verträgliche Grundlage für sanften, naturnahen Tourismus und ein Konzept, mit dem sich unsere Enkel, voller Stolz auf ihre Vorfahren, vielleicht einmal um einen UNESCO-Welterbetitel bewerben wollen.

Der UNESCO-Titel ist für uns jedoch nicht das Ziel: Der Titel und seine öffentliche Reputation sind das Vehikel; der Weg dorthin ist das Ziel. UNESCO ist am Ende nicht zwingend das Ergebnis, sondern ein von einer breiten Mehrheit mitgetragenes Konzept für einen fachlich fundierten, ökologisch sinnvollen, nachhaltigen Auenschutz mit sanftem Tourismus und dessen Umsetzung. Es geht darum, einen Bewusstseinswandel herbei zu führen und mit breitem Rückhalt Positives für die Auwaldnatur zu erreichen. Erst wenn es hier deutliche Fortschritte gibt (die wir alle wollen), erst wenn der Schutz der sensiblen Auenökosysteme gesichert ist, erst wenn es beispielhafte Projekte für eine naturverträgliche Touristenlenkung und Umweltbildung gibt, wenn die einmalige Verbindung von kulturellem und natürlichem Erbe deutlich wird und wenn es Konzepte für eine nachhaltige Entwicklung und Bewahrung dieses Schatzes gibt, erst dann könnte es eine UNESCO-Bewerbung geben!

Wir wollen nicht den UNESCO-Titel, weil wir uns davon einen besseren Auwaldschutz erhoffen; stattdessen wollen wir den UNESCO-Titel nutzen, um mit mehr öffentlicher Beteiligung mehr Schutz für die kostbaren Auökosysteme der Region bei den Verantwortlichen durchzusetzen. Wir wollen dafür sorgen, dass der in weiten Teilen für diese Gebiete bereits bestehenden Schutz umgesetzt und kontrolliert wird, dass er ausgeweitet, die touristische Nutzung gesteuert und damit für den Erhalt des Auwaldes verbessert werden, um dann – vielleicht – den UNESCO-Titel zu beantragen und möglicher Weise zu erhalten. Der renommierte Name “UNESCO” ist für dieses Anliegen aus unserer Sicht ein geeignetes Zugpferd, um die Ziele des Natur- und Landschaftsschutzes zu erreichen und dafür neue Unterstützer zu finden. Unabhängig vom UNESCO-Titel soll den Menschen und allen Verantwortlichen klar werden, dass Auenökosysteme ein Erbe sind, das wir anders würdigen und schützen müssen, als es derzeit der Fall ist.
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